Autorin Anke Mamat: „Warum fangen wir eigentlich jetzt erst an, uns mit dem Thema Inklusion so auseinanderzusetzen?“ Diese Frage stand auf einmal im Raum.
Tatsächlich gibt es den Index für Inklusion für Kitas seit 2006, die UN-Behindertenrechtskonvention wurde 2009 von Deutschland ratifiziert, wir haben das Grundgesetz mit Artikel 3 und mit dem BTHG wird eine Bedarfsermittlung auf Grundlage des bio-psycho-sozialen Modells des ICF gefordert. Nicht der Mensch passt sich an, sondern das System muss die Leistung erbringen. Und das ist ein sehr komplexes Thema.
Nur gut, die Teilnehmenden waren sich einig: Wir fangen an, wir machen weiter! Erst einmal sind da in der Kita alles Kinder. Kinder, die den Tag mit anderen Kindern und den pädagogischen Fachkräften verbringen. Wir müssen schauen: Was bringt das einzelne Kind mit? Und wenn es, aus welchen Gründen auch immer, mehr Zeit, ein anderes Material, eine weitere Erklärung, eine wohlbedachte Ausnahme, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, viel mehr Bewegung, eine Übersetzung, eine unterstützte Kommunikation, Bilder zum Verstehen, Trost, Aufmunterung und was auch immer braucht und wir ihm das geben, dann bauen wir Barrieren ab und Möglichkeiten auf. Dann unterstützen wir Vielfalt. Dabei kommen wir nicht umhin, gewohnte Strukturen und Abläufe zu überdenken und anzupassen. Der Index mit seinen Dimensionen, Bereichen, Indikatoren und Fragen kann uns auf diesem Weg eine hervorragende Unterstützung sein. Sich selbstständig in das Material einzulesen funktioniert natürlich auch. Aber sich im Zusammensein mit anderen engagierten Fachkräften auszutauschen und dabei meine fachlichen Impulse einzubeziehen, das sichert nachhaltiges Lernen und Verstehen und macht gemeinsam einfach mehr Freude.
Ich freue mich schon auf die anregenden Diskussionen in den nächsten Veranstaltungen zu diesem Thema. Die Praxis in den thüringer Kitas ist vielfältig und die jeweiligen Teams werden unterschiedlich herangehen. Das ist auch völlig in Ordnung. Hauptsache, es geht los und es geht weiter.
Anke Mamat